Denn einst waren Brot und Kultur eng aneinander gebunden: für Getreide brauchte es Ackerbau, dafür brauchte es wiederum Sesshaftigkeit. Kultur im ursprünglichen Sinne meinte das Hegen und Pflegen von Feldern. Und Brot galt lange als das Symbol für Nahrung.
Wie kann es also sein, dass es gerade bei Brot zu einem ach so eklatanten kulturellen Verfall kam? "Die von den Ägyptern, Griechen und Römern entwickelte und hierzulande ständig verfeinerte Kunst des Brotbackens ist in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr einer Instant-Kultur zum Opfer gefallen. Diese Instant-Kultur reduziert den vormals hoch angesehenen Bäcker immer mehr zum Anrührer und Aufbacker vorgefertigter Backmischungen. (...) Rund 300 Lebensmittel-Zusatzstoffe zählt eine Broschüre der Verbraucherzentrale und viele davon können sich auch im Brot wieder finden." schreibt Andrea Tichy auf quell-online.de
Mit dieser Problematik setzt sich die aktuelle Arte Dokumentation auseinander und fragt: was sagt der Verlust der Brotkultur eigentlich über unsere Kultur aus? Für antike Brotbackkunst hat die Brotindustrie jedenfalls keine Zeit mehr. Schade, sehr schade, finden wir und haben uns im Oktober 2016 mit der Eröffnung des Domberger Brot-Werks entschieden, aktiv dagegen zu steuern.
Statt unsere Leute dumm zu halten, bilden wir sie. Wir bilden sie aus, zu Bäcker*innen, die in der Lage sind, einzig und allein aus Mehl, Wasser und Salz das beste Lebensmittel der Welt herzustellen. Zu Bäcker*innen, die das Wissen über das Backhandwerk der Ägypter, Griechen und Römer umsetzen, ausfeilen und erweitern und dieses vor allem an so viele Leute wie möglich weitergeben. Es mag etwas pathetisch klingen, aber: das Universum hat mit dem Brot begonnen, wäre doch schön, wenn es mit diesem eines Tages auch enden würde.